Music
19.07.2019 in // Autor: oemer

Ein anderer Schnack: Wer ist VACT?

Im ersten Moment könnte man meinen, VACT aus Hamburg sei ein unbeschriebenes Blatt in der Produzentenlandschaft. Wie so oft ist das allerdings ein trügerischer, erster Eindruck. Viel mehr hat sich der Produzent bisher eher bedeckt gehalten und unter verschiedenen Namen hier und da in der Hamburger Musiklandschaft seine Fußspuren hinterlassen. Mit Produktionen unter anderem für Jayhuttz, Baris K., Coscash, Queen Sy oder Bozza hat er erste Erfahrungen in diesem Bereich gesammelt und macht auch als Dirigent des Angklung Hamburg Orchestras vor Weltmusik nicht halt. The Ugly Swim Suit ist sein erstes Album als VACT. Aus dem Basement in die Welt, quasi. Wir haben den Hamburger auf einen kurzen Schnack getroffen.    

Stell dich den Lesern bitte kurz vor: Wer bist du? Woher kommst du? Was machst du?
Ich bin VACT, aber alle nennen mich Hanif. Bin ein waschechter Hamburger, meine Eltern kommen ursprünglich aus Indonesien. Momentan arbeite ich in der Werbebranche als Art Director. Nebenbei dirigiere ich das Angklung Hamburg Orchestrawas sich jeder gerne auf YouTube angucken kann! Mein Fokus liegt aber seit einigen Monaten ganz klar auf der Produktion von meiner eigenen Musik und vor allem auf meinem ersten Album The Ugly Swimsuit.

Wie lange machst du schon Musik?
Ich glaube mit 10 oder 11 Jahren habe ich angefangen auf die Tasten des von Staub bedeckten Klaviers in unserer Wohnung zu hauen, nachdem meine Schwester nach jahrelangem Klavierunterricht das Spielen aufgegeben hat. Das Klavier stand da nur so rum.

Wie sahen deine ersten Gehversuche aus?
Täglich versuchte ich Lieder aus den Charts und einfache Klassikstücke nachzuspielen. So habe ich mir das Klavierspielen nur nach Gehör selber beigebracht. Eines Tages packte ich aus einer Kelloggspackung eine Demoversion von eJay 360 Xtreme aus. Ich konnte nicht aufhören damit rumzuspielen. Das beste an dem Teil war, dass das Programm genreübergreifend war: Hip Hop, Drum N Bass, Techno und Alternative Rock. Dabei konntest du aus Stockvideos eine Kompilation aus Extremsport-Videos erstellen. Das erklärt wahrscheinlich auch, warum ich den Videoschnitt so liebe. Irgendwann habe ich mit meinem Taschengeld Hip Hop eJay 3 gekauft. Mit 14 Jahren habe ich FL Studio entdeckt und produziere meine Beats bis heute mit dem Programm. Ein Jahr später habe ich mich mit 2 Rappern zusammengetan, Anesdee & Max Million. Es hat nicht lange gedauert, bis Jayhuttz, Baris K., Coscash, Queen Sy und Bozza auf meine Beats gerappt haben Das Projekt hieß Keep Your Hood Hood und zu der Zeit hatte ich noch einen anderen Producer-Namen. Ich habe mich danach nur auf Instrumentals und Remixes konzentriert. Zur der Zeit kamen nämlich immer mehr Produzenten und Beatmaker ins Rampenlicht, ganz ohne Vocalsupport. Das hat mich inspiriert.

Welche Rolle hat Musik in deinem Leben gespielt?
Schon immer eine sehr große. Ich kann durch die Wohnung nicht ohne Musik rumlaufen. Schon gar nicht, wenn ich aus dem Haus bin. Es muss immer Musik laufen, egal was ich mach. Oft habe ich in meiner Schulzeit ganz leise Beatbox gemacht – naja tu ich ab und zu immer noch – so leise, dass es keiner außer mir hört. Trotzdem ist die Musik laut genug in meinem Kopf.

Welche Idee steckt hinter „The Ugly Swimsuit“?
The Ugly Swimsuit oder auch TUSS ist ein Poolparty-Soundtrack – Ein Visual Album, getarnt als Good Feeling Musik im ersten Moment, das sich langsam aber sicher ab der Hälfte als Sad Vibes Musik entpuppt. Besser gesagt: die erste Poolparty in deinem Leben, die ins Wasser fällt. Wie krass awkward muss das bitte sein, sich zum ersten Mal als Heranwachsender vor allen Leuten, die man auch noch privat angezogen kennt, (fast) zu entblößen, alle halbnackt – vor allem dein Crush. Und, naja, wie scheiße muss es sein, wenn dein Crush dann auch noch mit einer anderen Person rummacht. Wir reden hier nicht von einer gewöhnlichen Hausparty, wo sowas immer passieren kann. Ja, ist halt n Fail, wenn du jemand anderen mit deinem Crush rumknutschen siehst, nur ist der Fail umso immenser und die Gefühle verletzter, je nackter die im Wasser sind. Und wie geht man als Teenie mit so einer Kack-Situation um? Die Schuld auf deine Badesachen zu schieben, weil du dir einredest, dass die zu hässlich sind: Unreifes Denken – The Ugly Swimsuit erzählt genau diese Geschichte. Mein Ziel ist es auch, mit diesem Beattape „Poolparty Klischees“ zu demolieren – immer noch existierende Klischees im Hip Hop, in den Maximal 3 Typen mit Minimum 300 anderen halbnackten Frauen am Poolrand stunten. Das ist keine Poolparty. Das ist nicht echt.

Hast du hierbei mit anderen Künstlern zusammengearbeitet?
Booz macht den einzigen Rappart auf dem Album auf dem Track A Pool Filled With Rain Pt.1. Mit seinem Storytelling und den aufgezählten Momenten die Awkwardness und Vibes zu untermalen hat er richtig drauf. Es entstehen genau die Bilder im Kopf, die ich so lange für diesen einen Track hatte. Ich habe zusätzlich für den Track I Used to Know You but Baby Not This Time Background Vocals von der talentierten Lynn Regenstein einsingen lassen, mehrere Gitarrenriffs und Solos von Mike Golach und einem westernähnlichen Trompetensolo von Kilian Bohn einspielen lassen

Sample vs. Einspielen: Wieso hast du dich dazu entschieden auf Samples zu bauen?
Künstlerisch inspiriert mich Kanye West am meisten. Das Album ist samplelastig. Von mir eingespielt wurde in jedem Track. Ich finde es wichtig auf dem allerersten Album zu zeigen, was man drauf hat.

Wie bist du an die Visuals rangegangen?
Beim Produzieren der Beats, noch vor der Idee der Betitelung des Albums, lief bei mir ein Kopfkino mit Szenerien aus Poolparties, Strandparties etc. Mir ging dabei immer ein bestimmtes Bild durch den Kopf: Tränen zu verstecken mit den Augen gerade mal so über der Wasseroberfläche. So verdammt ästhetisch. Immer dachte ich „Ja, so muss das Video zu meinen Beats aussehen“. Und irgendwann war das – fuck, ich brauch dringend ein Video. Kamera geschnappt, Freunde kontaktiert, Airbnb mit Pool angefragt, Poolparty geschmissen.

Wie wichtig ist es dir, dass alles „aus einer Hand“ kommt?
Eigentlich nicht. Wichtiger ist, dass alles aus einem Kopf kommt. Deshalb gibt es Regisseure.

Wie sehen deine Pläne für die Zukunft aus?
Mehr Musik. Mehr Schlaf. 

Deine Nachricht aus Hamburg in die Welt:
Hip Hop ist ne Poolparty, auf der ich alle eingeladen habe, doch wahrscheinlich werden viele lieber in der Elbe schwimmen wollen, im Mainstream. An eurer Stelle würde ich es vielleicht mal wagen ins kalte (Pool-)Wasser zu springen.

Hier findet ihr VACT auf Instagram.

 

1 Kommentar
Hannaam 22. Juli 2019 // 11:17 Uhr
Hannnnifff genius der typ
Antworten

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